DreaDnuT Interviews

DreaDnuT

Dreadnut, der Pionier aus dem Bushland, spricht im folgenden Interview über Rastafari, über sein neues Album. Das Interview habe ich eine Woche vor Dreadnuts fulminantem Auftritt beim Bushland-Festival mit ihm geführt, bei dem er als alter Hase reihenweise Forwards bekam auch von der lokalen Presse.
MKZWO: Für die LeserInnen, die Dich noch nicht kennen: Stell Dich doch mal bitte kurz vor, wie Dein Name entstanden ist, seit wann Du Musik machst, Deinen musikalischen Werdegang usw.!
Dreadnut: Erstmal: Grüsse an alle. Jah Bless! Also, ich bin Dreadnut, lebe in Bayern, wo ich auch 1963 geboren bin. Das Wort Dreadnut kommt aus Jamaica, wo die Rastas eine reife Kokosnuss Dreadnut nennen. Ich hab da in den Hills von St.Andrew, seit 1986, ein Stück Land. Das ist im Ostteil der Insel und das war auch von 1985-1992 mein Hauptwohnsitz. So blieb mir natürlich die lokale Dancehall-Kultur nicht verborgen. Durch einheimische Künstler inspiriert und ermutigt, entdeckte ich schliesslich mein Talent als Songwriter und Artist. Mir wurde der Segen zuteil, die original Dancehall-School an der Wurzel zu studieren. 1992 kehrte ich dann wieder nach Deutschland zurück und wurde Leadsänger einer Reggaeband, die sich aber nach ersten Produktionen auflöste. Seitdem habe ich mein eigenes Soundsystem, Jah Voice Sound, aufgebaut, hab mein eigenes Recording Studio und mein eigenes Label, 12 Gates Music, errichtet und hab etliche Produktionen veröffentlicht: 2 Alben, 2 x 7inches, 1 Sampler, 1 Videoclip, 1 Live-DVD, 1 Maxi-CD und 1 Live-CD ( check it out at www.12gatesmusic.com).
MKZWO: Hast Du vor der Musik was anderes gemacht? Was bzw. welchen Beruf?
Dreadnut: 1983 hab ich in Berlin mein Abitur gemacht. Zum Studieren an eine Uni bin ich aber nie. In Jamaica hab ich die ganzen Jahre eine Plantage betrieben und hauptsächlich Bananen, Ananas, Kokosnüsse, Zuckerrohr und vieles andere angebaut.
MKZWO: Du hast ein eigenes Label, 12 Gates Music! Was muss man da drüber wissen?
Dreadnut: Ja, 1995 hab ich mein eigenes Label gegründet. Damals hiess es noch LION OF JUDAH ILLUMINATOR. 1998 änderte ich dann den Namen in 12 GATES MUSIC. 12 GATES kommt aus der Bibel, die über die 12 Tore des neuen Jerusalems spricht. Die 12 Tore zum kommenden Königreich Gottes. Ursprünglich war mein Label Starthilfe und Plattform für musikalisch talentierte Rasta Brüder und Schwestern. Eigentlich ist es ein Anlaufpunkt für jeden, der eine bewusste und positive Message unter die Leute bringen will. Das Credo von 12 GATES MUSIC ist nicht die Verehrung von Verbrechen und Gewalt, sondern den Menschen ihre Tore zu zeigen.
MKZWO: Wie bzw. wann hast Du gemerkt, dass Du Rasta bist? Was bedeutet Rasta für Dich?
Dreadnut: Also, das war 1983, als ich noch im damaligen West-Berlin lebte. Da fing ich an, Bob Marley zu hören. Davon inspiriert, fing ich an, die Bibel zu lesen und mir Dreadlocks wachsen zu lassen. Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine konkrete Vorstellung davon, was Rasta wirklich bedeutet. Dies änderte sich aber dann, als ich 1985 in Jamaica zum ersten Mal einen 12 Tribe Brethren kennenlernte. So merkte ich, dass ich eigentlich schon immer nach so etwas gesucht hatte und endlich meinen Weg und meine wahre Identität gefunden hatte. Rasta is a christian way of life. Die Lehren von Rastafari. Die Worte der Bibel. Rasta ist die Erfüllung von Prophezeiungen. Der Weg in dieser Zeit der geistigen Dunkelheit und Gefühlskälte, als Christ zu überleben, ohne dabei zum Märtyrer zu werden. Rastafari ist der siegreiche Löwe, der kam zu siegen, in der Schlacht Gut gegen Böse, durch dessen Persönlichkeit sich Jesus Christus in unserer Zeit offenbart hat. Ein Rastaman ist ein Schöpfer, der Fluch in Segen umwandelt.
MKZWO: Wie lange bist Du schon Member bei den Twelve Tribes of Israel?
Dreadnut: Member wurde ich 1993 im Londoner 12 Tribe Haus.
MKZWO: Du hast ja, glaub ich, auch Rheuma?! Ist das nicht manchmal schwer für Dich bzw. inwieweit hilft Dir da Dein Glaube und Deine Musik?
Dreadnut: Ja, ich hab so ´ne Art Rheuma. Will aber jetzt nicht gross den Leuten was vorjammern. Ich meine, jeder hat irgendwie sein Kreuz zu tragen. Es gibt so viele Leute, die gesunde und flinke Beine haben, aber trotzdem nichts auf die Reihe bringen, wichtiger im Leben ist Durchhaltevermögen. Für mich war es so eine Art Vorbestimmung, da ich eine schwere Geburt hatte und dabei schon einen Hüftschaden erlitten habe. Im Alter von 12 Jahren kam dann auch noch Rheuma hinzu. Darum bin ich froh, meine Talente entdeckt zu haben, denn wer ernsthaften Reggae machen will, der sollte was erlebt haben. Reggae ist nicht in reichen und behüteten Familien entstanden, sondern in den Ghettos von Kingston, wo Schmerz, Leid, Armut und der Kampf ums Überleben an der Tagesordnung stehen. Meine Musik hilft mir, täglich den Sinn des Lebens nicht zu verlieren und Erfüllung zu finden.
MKZWO: Vor kurzem ist Dein 2.Album „Harm No Man“ erschienen. Erzähl uns bitte ein bisschen was drüber! Es ist ja sehr vielseitig: Roots und Dancehall, lustige und ernste Lyrics, deutsch und englisch!
Dreadnut: 3 Jahre lang hab ich Riddims gebastelt. So sind ungefähr 30 davon entstanden, von denen dann letztendlich 6 auf meinem jetzigen Album sind. 2 davon, der Roadrunner und der Lucky Strike Riddim sind zweimal drauf, jeweils als englische und deutsche Version. Während dieser Zeit hab ich auch die Lyrics geschrieben. 7 Monate war ich am Voicen und Mixen. Der Tune „Harm No Man“ ist entstanden, als ich den Screw Face Riddim machte; bei der Arbeit dazu kam mir die Idee zum Style und den Lyrics. Andere Tunes wie die Songs „Get rid a it“ und „Natural Mystic Flow“ hab ich speziell für die Riddims geschrieben. Den Tune „Nieder mit den Waffen“ hatte ich schon zweimal auf anderen Riddims aufgenommen, bis ich dann den Cloudy Day Riddim machte, da merkte ich, dass dieser Beat genau der Richtige für diesen Song ist. Der Song „Comforter“ stammt noch aus meiner Anfangszeit mit Band, und wurde schon vor 14 Jahren aufgenommen, aber noch nie vorher veröffentlicht. Der September und November Riddim sind die Werke von Ganjaman. Mit lustigen Lyrics sprichst Du wahrscheinlich den Tune „Kleine Soundboy-Boyz“ an. Ich finde, ein bisschen Humor gehört dazu. Dieser Song war ursprünglich ein Dubplate. Ich hab dann für mein Album nur ein paar Textstellen umgeändert. Ist halt ´ne Zusammenfassung kleinerer Dancehallgeschichten, die eigentlich auf wahren Begebenheiten basieren. Wer mehr wissen will, der soll einfach mal reinhören. Es ist erhältlich über MK ZWO und bei Royal-Record.de.
MKZWO: Gibt’s da jetzt auch `ne „Tour“ zur Promotion für das Album?
Dreadnut: Eine Promotion-Tour ist nicht wirklich geplant. Mal sehn, was sich so auftut.
MKZWO: Zum Tune „Nieder mit den Waffen“ ist ja auch ein Video produziert worden! Ist das nur zu Promotionzwecken gedacht, oder soll es einer breiteren Massive zugänglich gemacht werden? Wird es auch im TV gezeigt?
Dreadnut: Das Video war ursprünglich als Versuchsobjekt geplant. Es ist sicher eine gute Promo für mein Album. Wollte nur mal wieder einen Schritt weitergehn. Das Album und das Video puschen sich so gegenseitig. Manche Leute erreichst Du durch das Video und erweckst so das Interesse am Album und andere kennen das Album und wollen dann natürlich das Video sehn. Thanx and Respect to de Filmmaker, Daniel Zebulun, ohne dessen Hingabe und Ausdauer dieses Projekt niemals möglich gewesen wäre. Yes, you ´re big Brother!!! Natürlich wird das Video an die Tür von MTV klopfen, was sich da aber ergibt, liegt nicht in meiner Hand. Only Jah knows (und natürlich die Leute von MTV). Aber heutzutage gibt es ja, durch Plattformen, wie youtube und myspace, gute Möglichkeiten, eine breitere Massive zu erreichen. Zu sehen ist es bei www.youtube.com/mrzebulun und bei www.myspace.com/mcdreadnut und auf diversen anderen myspace-Seiten.
MKZWO: Eine letzte Message für die LeserInnen!
Dreadnut: Love your enemies. Pray for them who hate you. Bless them who curse you. Don´t harm no man and let no man harm you, do unto others as you would like them do! With faith and courage in this time, David still can beat Goliath. Big up all de Bushland Crew, man like Roller B, L.J.Dreamer, 3rd Son Levi, Bongo Benji, Mr.Man, Taberah Judah, Natty Vibes Sound, Channel 12 Sound and many more. Stand firm Brothers and Sisters and keep on doing de Work. Jah Guide and protect you all. Rastafari!!!